Pelisse um 1810 militärisch verziert

Nun da ich schon ein paar Kleider aus dem Empire besitze, wollte ich auch eine Pelisse haben. Auf den Modekupfern um 1810 sind viele der Mäntel und Reitkostüme blau. Meine Kleidertruhe besteht für diese Zeit fast nur blau, weiß und rosa und so passt eine dunkelblaue Pelisse ins Schema.
Bis auf die Farbe hat es alles andere länger gedauert. Trotz Zeichnung war mir bis kurz vor dem Zuschnitt noch nicht klar wie genau ich den Mantel verzieren will.
Es ist Soutache in einem Königsblau geworden.
Bevor ich mich an den Wollstoff heran gewagt habe, habe ich wieder einen Probeschnitt aus Nessel gemacht. Wie schon bei anderen Projekten war die Basis ein Schnitt von der Schnittmustersammlung von La Mode Bagatelle. Diese Schnitte sind, nur neben bei bemerkt, eigentlich etwas für vollbusige Frauen. Ich muss sie immer abändern. Der Spencerschnitt besteht vorn aus zwei Teilen. Daraus habe ich eines gemacht und im Brustbereich zwei Abnäher gesetzt.
Das abgeänderte Schnittmuster aus dem Probestoff
Kurz vor dem Zuschnitt des Oberteils. Der Kragen ist breiter zugeschnitten worden als im Probeschnitt.
Das Vorderteil mit den angezeichneten Abnähern.
Erst ist nur den Oberstoff zugeschnitten und zusammen genäht worden. Die Ärmel sind gekräuselt, damit sie sich etwas aufstellen. Da ich mich für einen militärisch angehauchten Mantel entschieden habe, habe ich 5 Meter Soutache (leider Viskose da ich blaue nicht in Baumwolle gefunden habe) gekauft. Ich hätte auch silberne nehmen können, das war mir aber zu kräftig.
Mein Wollstoff ist relativ fein gewebt und so musste ich, an den Stellen wo ich viel Soutache aufnähen wollte, den Stoff verstärken. Das habe ich mit festen altem Bauernleinen gemacht. Verstärkt wurde: der Kragen, damit dieser besser steht, das vordere Schnitteil und der Ärmelsaum.
Das Voderteil während des Anhexen der Verstärkung.
Im Ärmelsaum die Verstärkung.
Nachdem ich damit fertig war fing ich an die Soutache aufzustecken. Das Tolle an Soutachen ist, dass sie Kordeln im inneren haben, an denen man ziehen kann und somit eckenfreie Kurven legt. Bei ein paar Metern Band kann so etwas aber auch dauern. Ich habe allein für das Legen und Anstecken am Vorderteil mehrere Stunden gebraucht. Die Schlaufen in der Mitte sind meine Knopflöcher geworden. Leider haben die 5m Soutache nicht ausgereicht und ich musste sie kürzen und am Halsausschnitt ein längeres Stück ansetzen.
Die Soutache angesteckt.
Die Verzierung am Ärmel
Im Inneren, nachdem die Soutache aufgenäht wurde.
Die Knöpfe habe ich mit dem Oberstoff übergezogen. Dannach ist aus einem alten Leinenbettbezug mein Futter entstanden. Das komplette Oberteil und die Ärmel sind damit gefüttert worden.
Nun kam das Rockteil dran. Insgesamt habe ich die dreifache Länge meines Unterbrustumfangs angenäht. Damit die Kräuselung im Rücken gleichmäßig wird, habe ich mir eine Schablone gemacht und, mit Hilfe von Kopierpapier und Pfrim, die Abstände auf den Stoff übertragen.
Die Schablone für die Kräuselung.
Das Rockteil überlappt sich vorn und wird mit einem Harken am Brustband befestigt. Außerdem habe ich es schlicht gelassen. Verzierungen am Rock wären mir zu optisch zu viel.
So sieht die Pelisse getragen aus:

Ärmeldetail
Rückendetail
Frontdetail
Leider kommt an manchen Stellen die Kordel der Soutache zum Vorschein, das kann ich nicht ändern aber es ärgert mich.
Die Pelisse wirkt auf den Bildern etwas gräulich, dabei ist es ein schönes Nachtblau. Zu der neuen Schute gibt bald einen eigenen Eintrag. Geplant habe ich außerdem eine passende Reticule. Wenn die fertig ist sind meine 3m Wollstoff komplett aufgebraucht.
Material: 3m Wollstoff, ca. 8m Soutache, 1/3 alter Leinenbettbezug (Futter), 0,5m Bauernleinen und 150m Baumwollgarn + Probeteil.

Kosten: ca. 65€

Zeit: ca. 70 Stunden

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